Golf in Deutschland: Warum der Sport gerade jetzt seine große Chance hat
Viele verbinden Golf immer noch mit einem exklusiven Hobby für ältere, wohlhabende Menschen. Doch dieses Bild stimmt längst nicht mehr. Moderne Clubs öffnen sich stärker nach außen, bieten flexible Mitgliedschaften, öffentliche Plätze sowie Einsteiger-Events und Kurse.
Trotzdem liegt die Golfquote in Deutschland bei nur etwa 1 % der Bevölkerung – in Schweden sind es rund 8 %. Und das, obwohl dort die klimatischen Bedingungen deutlich schlechter sind.
Der Unterschied liegt weniger im Sport selbst, sondern in Wahrnehmung, Kultur und Sichtbarkeit. Golf muss in Deutschland präsenter werden – in Medien, in Städten, in Schulen. Die bisherigen Klischees „teuer, kompliziert, exklusiv“ halten viele Menschen fern. Deshalb braucht der Sport neue Botschaften, moderne Vorbilder und Formate, die zeigen: Golf ist ein Sport für alle – familienfreundlich, vielseitig und erschwinglich.
Erfahren Sie mehr in unserem Podcast mit Felix Lechner, Vorstand der PGA of Germany.
Viele starten, wenige bleiben – warum neue Mitglieder abspringen
Neue Interessentinnen gibt es genug. Das Problem: Viele Anfängerinnen kehren dem Sport nach kurzer Zeit wieder den Rücken. Ursache Nummer eins ist fehlende Integration im Club – Nummer zwei Frust, wenn der eigene Fortschritt ausbleibt.
Besonders in den ersten Monaten brauchen Golfer*innen Unterstützung und Anschluss. Clubs, die auf persönliche Betreuung setzen, können das ändern:
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Mentorinnen oder Patinnen
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„Tiger & Rabbit“-Turniere
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spezielle Neumitglieder-Treffs
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digitale Kommunikation über WhatsApp oder Club-Apps
So entstehen Gemeinschaft, Orientierung und Motivation. Große ungenutzte Potenziale gibt es zudem bei Frauen und Jugendlichen. Kooperationen mit Schulen, Kindergärten oder Vereinen sowie familienfreundliche Events können neue Türen öffnen und Schwellen abbauen.
Nachwuchsarbeit: Endlich breite Basis statt nur einzelne Stars
Deutschland hatte mit Martin Kaymer und Bernhard Langer internationale Aushängeschilder – aber lange fehlte eine starke und breite Förderung. Das ändert sich:
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Pro Golf Tour und Challenge Tour
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College-Golf in den USA als Leistungssprungbrett
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Die Deutsche Golfliga (DGL) als bundesweite Amateurstruktur
Vor allem im Damengolf entwickelt sich eine neue Generation, mit Spielerinnen wie Esther Henseleit als Vorbild. Wichtig ist nun, die Brücke vom Amateur- zum Profibereich weiter auszubauen – durch Förderprogramme, Sponsoring und mehr mediale Präsenz.
Was andere Länder vormachen
In Deutschland gibt es rund 2.100 PGA-Professionals – international ein guter Wert, weltweit etwa Platz sechs. Dennoch zeigt der Vergleich mit den USA, wo über 30.000 Professionals aktiv sind, wie viel Luft nach oben bleibt.
Internationale Erfolgsfaktoren sind u. a.:
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Schul- und Jugendgolf (z. B. Standard in Schweden)
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leicht zugängliche Anlagen in den USA
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tiefe kulturelle Verwurzelung in Großbritannien
Deutschland kann aufholen, wenn Golf stärker in Bildung, Gesundheit und Stadtentwicklung eingebunden wird. Auch Partnerschaften mit Firmen oder Hochschulen bieten Wachstumspotenzial.
Sichtbarkeit: Golf braucht Geschichten
In traditionellen Medien taucht Golf vor allem bei Majors oder Olympia auf. Dabei gäbe es unzählige Themen, die Menschen begeistern würden – von Gesundheit bis Naturerlebnis.
Die Lösung heißt: emotionales Content-Marketing
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echte Geschichten aus den Clubs
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kurze Videos, Reels und TikTok-Content
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Einblicke hinter die Kulissen
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Spielerlebnisse statt Techniklastigkeit
Clubs müssen zu Erzähler*innen werden. Wer regelmäßig relevante Inhalte teilt, erreicht vor allem Jüngere – und macht Lust, den Sport auszuprobieren.
Moderne Erlebniswelten: Golf wird urban, digital und spielerisch
Formate wie Topgolf, Indoor-Golf-Lounges oder die TGL (Tomorrow’s Golf League) holen Golf aus dem klassischen Umfeld und bringen ihn dahin, wo Menschen Freizeit verbringen – in Städte, in Entertainment-Umgebungen und ins Digitale.
Ihre Vorteile:
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Spaßcharakter statt Leistungsdruck
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Technik- und Gamification-Elemente
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niedrigere Einstiegshürden, keine Mitgliedschaft nötig
So lernen viele den Sport kennen, die sonst nie einen Club betreten hätten: junge Erwachsene, Familien, Gelegenheitsspieler. Für die Branche entstehen neue Geschäftsmodelle – vom Eventkonzept bis zur modernen Mitgliedergewinnung.
Nachhaltigkeit: Golfplätze als grüne Zukunftsflächen
Golfanlagen werden oft mit Umweltkritik konfrontiert – dabei können sie ein wichtiger Teil ökologischer Lösungen sein:
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Flächen für Biodiversität
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CO₂-Bindung
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nachhaltige Pflege, Blühwiesen, Renaturierungsprojekte
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Umweltzertifizierungen
Viele Clubs arbeiten bereits daran. Was bislang fehlt, ist eine klare Kommunikation. Wer transparent zeigt, wie nachhaltig Golfplätze sein können, kann Vorurteile abbauen und gesellschaftliche Akzeptanz stärken.
Fazit: Große Chancen – wenn die Branche mutig bleibt
Golf in Deutschland steht vor einer wichtigen Phase. Die Grundlagen für Wachstum sind vorhanden:
✅ niedrigschwellige Angebote
✅ talentierter Nachwuchs
✅ neue Formate und Technologien
✅ Relevanz für Gesundheit & Natur
Jetzt kommt es auf drei Dinge an:
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Mut, alte Strukturen zu hinterfragen
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moderne Kommunikation
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ein starkes Gemeinschaftsgefühl in den Clubs
Wenn das gelingt, wird Golf zu einem offenen, gesunden und nachhaltigen Sport, der fest in der deutschen Freizeitlandschaft verankert ist. Mehr zum Thema Golfmarketing findet sich in unserer Themenwelt Golfmarketing!

