Die Marke Ich im Stadtrat
Kommunalwahl ist Vertrauenssache. Die meisten Menschen wählen bei Bürgermeister- oder Stadtratswahlen nicht primär Parteien – sie wählen Personen. Menschen, die sie kennen, einschätzen können oder denen sie zumindest zutrauen, sich glaubwürdig für ihre Interessen einzusetzen.
In diesem Beitrag geht es darum, wie Kandidierende im Kommunalwahlkampf 2025 in NRW eine klare, authentische persönliche Marke entwickeln – ohne sich zu verbiegen oder in PR-Hüllen zu verstecken. Denn wer markant und wiedererkennbar auftritt, hat nicht nur höhere Sichtbarkeit – er oder sie wirkt auch kompetenter, konsistenter und vertrauenswürdiger.
Warum eine persönliche Marke auch in der Politik entscheidend ist
„Marke“ klingt im ersten Moment nach Produkt, Werbung, Kommerz. Doch in Wahrheit ist eine Marke vor allem eines: ein klarer Eindruck, der im Kopf bleibt.
Politische Personen – vor allem im kommunalen Umfeld – brauchen genau das. Die Wahl ist oft eine Entscheidung auf den ersten (oder zweiten) Eindruck. Der Name muss vertraut klingen, das Gesicht bekannt sein, die Haltung einschätzbar.
In der Markenführung spricht man von drei zentralen Faktoren, die auch für politische Persönlichkeiten gelten:
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Identität: Wofür stehe ich?
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Image: Wie werde ich wahrgenommen?
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Positionierung: Was unterscheidet mich von anderen?
Eine klare Markenstrategie hilft dabei, diese Fragen systematisch zu beantworten – und die Kommunikation darauf abzustimmen.
Die Herausforderung im Kommunalwahlkampf: Sichtbar werden, ohne künstlich zu wirken
Viele Kandidierende versuchen, „alles richtig“ zu machen – und verlieren dabei das, was sie unterscheidet: ihre Persönlichkeit.
Im kommunalen Wahlkampf gibt es keinen reichweitenstarken Spitzenkandidaten, der alles überstrahlt. Jede Stimme muss lokal gewonnen werden. Deshalb ist es umso wichtiger, dass die Kandidatin oder der Kandidat ein klares, glaubwürdiges Profil zeigt:
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Nahbar statt überhöht
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Klar statt beliebig
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Individuell statt austauschbar
Wer immer nur mit „Für ein besseres Miteinander“ oder „Wir gestalten Zukunft“ wirbt, bleibt unsichtbar – weil er oder sie sich nicht vom Rest abhebt.
Wie entwickelt man eine persönliche Marke in der Politik?
1. Persönliche Haltung definieren: Wofür stehe ich?
Am Anfang jeder Marke steht das innere Fundament: Werte, Überzeugungen, Motivation. Wer sich darüber klar ist, kann glaubwürdiger auftreten – und gezielter kommunizieren.
Fragen zur Selbstklärung:
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Warum kandidiere ich?
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Welche drei Themen liegen mir besonders am Herzen?
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Welche Werte will ich in meiner Politik vertreten?
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Welche Erfahrung qualifiziert mich – auch außerhalb der Politik?
Diese Selbstreflexion sollte nicht nur intern bleiben, sondern in die Kommunikation einfließen – auf der Website, in Gesprächen, auf Social Media. So entsteht Kohärenz: Das, was gesagt wird, passt zu dem, was man erlebt.
2. Unterscheidbarkeit schaffen: Was macht mich besonders?
Eine gute Marke braucht Profil. Gerade im lokalen Kontext ist das schwer: Viele Kandidierende haben ähnliche Programme, sind in denselben Vereinen, kommen aus demselben Ort. Was zählt, ist der eigene Blickwinkel – und die Art, wie man sich einbringt.
Beispiele für Alleinstellungsmerkmale:
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eine besondere berufliche Erfahrung (z. B. als Lehrer, Pflegekraft, Unternehmer:in)
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ein ungewöhnlicher Lebenslauf (Quereinstieg in die Politik)
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eine Haltung zu einem kontroversen Thema
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eine besonders klare Sprache
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ein besonderes Engagement (z. B. im Sport, in der Integrationsarbeit, im Klimaaktivismus)
Tipp: Diese Merkmale nicht nur erwähnen – aktiv kommunizieren, durch Storytelling und persönliche Beispiele.
3. Konsistenz über alle Kanäle: Wiedererkennung stärken
Marken wirken vor allem dann, wenn sie wiedererkennbar sind. Das gilt auch im Wahlkampf. Wer bei der Plakatgestaltung seriös wirkt, auf Instagram aber dauerironisch postet, verliert Vertrauen.
Wichtige Fragen zur Markenkonsistenz:
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Ist mein visuelles Erscheinungsbild (Farben, Schrift, Fotos) stimmig?
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Ist mein Sprachstil auf allen Kanälen ähnlich?
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Passen meine Themen auf Instagram, im Flyer und im Haustürgespräch zusammen?
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Versteht man auf einen Blick, wofür ich stehe?
Beispiel: Wer sich als „Versteher:in der jungen Generation“ positioniert, sollte auf Social Media aktiv sein, Jugendsprache verstehen – und nicht nur mit Seniorenveranstaltungen werben.
4. Visuelles Erscheinungsbild: Gestaltung als Markenbotschaft
Design ist keine Nebensache – es ist eine Form der Kommunikation. Farben, Schriften, Bildauswahl – alles transportiert Botschaften.
Praxis-Tipps für das politische Design:
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Weniger ist mehr: Klare Linien, einfache Gestaltung, wenige Farben
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Authentisch bleiben: Kein Hochglanzfoto, wenn man selbst eher bodenständig auftritt
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Wiedererkennbarkeit sichern: Farben und Formen durchgängig einsetzen (z. B. in Social Media, Plakaten, Flyern)
Achtung: Eine persönliche Marke bedeutet nicht, ein „Logo“ zu haben. Es bedeutet, ein Bild von sich zu vermitteln, das im Kopf bleibt.
5. Starke Sprache: klare Worte statt Floskeln
Sprache ist eines der wirkungsvollsten Werkzeuge im Wahlkampf – und auch eines der meist unterschätzten. Viele Kampagnen klingen gleich: unpersönlich, abstrakt, voll von Polit-Sprech.
Beispiele für den Unterschied:
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Statt „Ich möchte mehr Bürgerbeteiligung ermöglichen“
➤ „Ich will, dass Sie mitentscheiden, was in Ihrer Straße passiert.“ -
Statt „Wir gestalten gemeinsam unsere Zukunft“
➤ „Ich kämpfe dafür, dass Ihr Viertel sicherer und sauberer wird.“
Tipp: Eigene Formulierungen finden, persönliche Erfahrungen einbauen, mit Menschen sprechen statt über Menschen reden.
Was eine politische Marke leisten kann – und was nicht
Eine persönliche Marke ist kein Schutzschild. Sie ersetzt nicht Inhalte oder Engagement. Sie hilft aber, dass Inhalte wahrgenommen und verstanden werden – und dass Engagement sichtbar wird.
Was die Marke leisten kann:
✅ Klarheit schaffen
✅ Aufmerksamkeit erzeugen
✅ Vertrauen stärken
✅ Kommunikation erleichtern
✅ Wahlentscheidung beeinflussen
Was sie nicht leisten kann:
🚫 Komplexe Probleme lösen
🚫 Inhalte ersetzen
🚫 Kritik immunisieren
🚫 Beliebtheit garantieren
Die Marke Ich ist kein Ego-Trip – sondern ein Kommunikationswerkzeug
Gerade im Kommunalwahlkampf 2025 wird eines klar sein: Wer sich nicht positioniert, wird übersehen. Wer sich verstellt, wird nicht gewählt. Wer aber weiß, wofür er oder sie steht – und das verständlich, konsistent und nahbar kommuniziert – hat beste Chancen auf Vertrauen und Erfolg.
Denn am Ende geht es nicht darum, perfekt zu wirken. Sondern darum, klar, glaubwürdig und wiedererkennbar zu sein.
Oder mit einem Zitat gesagt:
„Wahlkampf ohne Positionierung ist wie ein Gespräch ohne Meinung – höflich, aber folgenlos.“